RESPEKT, die Kulturinitiative für Köln, steht für das, woran diese Stadt generell krankt: fehlende Führung, fragmentarische, an den Augenblick geknüpfte Politik, Konzeptionslosigkeit, die im Ergebnis zu Beliebigkeit führt, von Plan oder Vision nicht zu reden. Allein der Sachzwang regiert. Standortmitte ist für uns ein herausragendes Beispiel für die vielen Respektlosigkeiten in der Stadt Köln. Wir wünschen dieser Stadt, an der wir alle hängen, mehr Respekt. Für andere und damit für sich selbst. Dafür werden wir kämpfen.
„Moderne Stadtplanung achtet historische Strukturen, hält sich an Verträge und vermeidet Betonungetüme, die auf Jahrzehnte hinaus das Stadtbild verschandeln. Alles dies beachten die Brückenplaner und Verantwortlichen in der Stadt mit den vorgelegten Plänen am Verteilerkreis nicht. Eine Respektlosigkeit sondergleichen!“ Dr. Ulrich S. Soénius
Standortmitte – was ist das?
Im Herzen Europas setzen die Domstadt und die Beethovenstadt ein weithin sichtbares Zeichen für die Region.
50 Meter hoch und 22 km voneinander entfernt ragen zwei leuchtend rote Stelen wie Obelisken aus den beiden Verteilerkreisen an Anfang und Ende der ältesten Autobahn Deutschlands, der BAB 555, die 1932 von Konrad Adenauer eingeweiht wurde. Als weithin sichtbare Landmarken verbinden sie die Rheinmetropolen Köln und Bonn. „Raum und Zeit, Ferne und Nähe, Anfang und Ende und den Raum zwischen den Polen sichtbar und erlebbar werden zu lassen“, ist die künstlerische Intention, so der Künstler Lutz Fritsch. „Jede der Stelen steht für sich als eigenständige Skulptur an ihrem jeweiligen Standort, setzt sich aber in Kopf und Gefühl des Betrachters zu einem großen Ganzen zusammen. Man sieht immer nur einen Teil, weiß aber stets um den anderen.“
Lutz Fritsch gilt als „Raumforscher“ unter den Bildhauern der Gegenwart, als Poet und Choreograph im Raum. Er hat die Skulptur entworfen, er hat die Finanzierung sichergestellt und er hat die gesamte Ausführung übernommen.
Im Gegenzug haben die Städte dem Künstler das Urheberrecht vertraglich zugesichert und damit die Skulptur und die sie umgebenden Verteilerkreise zu rechtlich geschützten Kunstwerken erhoben.
„Für mich ist die Art und Weise wie bei der Planung mit dem Kunstwerk „Standortmitte“ von Lutz Fritsch umgegangen wird, symptomatisch für den mangelnden Respekt der Stadt Köln für die Kunst im öffentlichen Raum.“ Bruno Wenn, Vorsitzender des Kölner Kulturrats.
Die Respektlosigkeit
Der gewaltigen Landmarke, der größten Skulptur Deutschlands, droht das Aus. Die Stadt Köln plant aktuell eine Straßenbahntrasse als Brücke mitten durch das Kunstwerk
Quelle Agentur 923b
– den Verteilerkreis in Köln, am Ende der Bonner Straße. Eigentlich hätte sie die Bahnlinie um den Verteilerkreis herum legen, damit das Kunstwerk umgehen und gleichzeitig eine elegante Lösung finden können. Doch hat sie, wie es scheint, drauflos geplant und die künftig vorhandene Bahnlinie einfach mit dickem Strich verlängert. Die Stadtplanung hat sich elegant aus allem herausgehalten. Was soll sie damit auch zu tun haben? Der Kulturdezernent übt sich in Zurückhaltung.
Die Kunst sieht sich Dezernent Ascan Egerer gegenüber, dessen hemdsärmelige Entscheidungen die Mobilitätswende in Köln in die Nähe des politischen Slapsticks gerückt haben. Symbolhaft die wilden Fahrbahnmarkierungen auf der Venloer Straße, die bundesweit Aufmerksamkeit fanden. Ebenso Dauerstaus bei der Zufahrt zu City-Parkhäusern, verlorene Prozesse um Verkehrsberuhigungen, aufgebrachte Firmeninhaber, deren 38-Tonner-Lkw über künstlich verengte Fahrbahnen navigieren müssen und von der Kommunalaufsicht kassierte 30-Kilometer-Zonen.
Zwar wischte die Verwaltung die Alternative des Künstlers bereits vom Tisch. Eine Umplanung sei zu teuer, der Zeitverlust zu groß. Doch steht dieses Argument auf tönernen Füßen.
„Switch“ -Die Alternative. Entwurf: Lutz Fritsch Montage: Kai Baedorf/Jan Rothstein
Das Defizit der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) wächst dramatisch. Macht man weiter wie bisher, ist 2028 mit einem Jahresdefizit von €230 Millionen zu rechnen, was die Stadtwerke und de facto die RheinEnergie als Milchkuh nicht mehr ausgleichen können. Teil eines immer realistischer werdenden Sparszenarios ist, die Verlängerung der StadtBahn Süd nach Rondorf/Meschenich vorerst zu streichen. Zeit für Neuplanung könnte also bald im Überfluss vorhanden sein.
„Ich engagiere mich, weil mir die Kultur in Köln und ein respektvoller Umgang mit ihren Künstler*innen und deren Kunstwerken am Herzen liegt und dies auch in den städtischen Planungen erkennbar sein muss“. Barbara Hosmann, Vorstand Freunde der artothek Köln
Der Künstler wehrt sich, die Stadt fährt schweres Geschütz gegen ihn auf. Die „Standortmitte“ stehe nationalen und internationalen Klimaschutzzielen im Weg, argumentiert sie in einem Gutachten, das die eigene Planungsblindheit und damit die Ursache des Konflikts außer acht lässt: Die Verwaltung hat die Kunst schlicht übersehen. Selbstbezogen ist auch der Einwurf, eine Umplanung sei zu teuer. Er erinnert an einen Verkehrssünder, der sein Motorrad zu schnell gemacht hat und sich weigert, es zurückzubauen – weil er bereits zu viel investiert hat. So gebiert eigenes Unvermögen einen Sachzwang und schreibt sich fort, wenn man sich ihm beugt.
„Ich sehe nicht, dass die Stadt sich ernsthaft mit Kunst auseinandersetzt“, kritisiert Yasmin Mahmoudi, Fachanwältin für gewerblichen Rechtsschutz, die Fritsch vertritt.
Signum Respekt, Birgit Mager und Steffen Missmahl
Eher werde der Fall wie eine Lästigkeit gehandhabt, wie das Abhaken einer Formalie. Man setze darauf, dass der Künstler das Prozess-Risiko scheut.
Was nun?
Die Respektlosigkeiten der Stadt müssen in ihre Grenzen gewiesen werden, damit sie nicht weiter ausufern. „RESPEKT – eine Kulturinitiative für Köln“ lädt MitstreiterInnen ein, sich für eine Stadt einzusetzen, in der ein Wort gilt, ein Vertrag respektiert wird und in der verantwortungsvoll mit der Entwicklung einer respektvollen Zukunft umgegangen wird.
Wenn Sie Interesse daran haben, die Initiative zu unterstützen, senden Sie uns bitte eine E-Mail. Wir werden Sie über die weiteren Schritte auf dem Laufenden halten.
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